Reiseberichte aus Ägypten von der Nachantike bis zur Napoleonischen Expedition
Das Projekt widmet sich den nachantiken Reiseberichten aus Ägypten, die vor dem Eintreffen der Napoleonischen Expedition (1798 – 1801) verfasst wurden. Die frühen Reisenden waren nicht nur Forscher und Abenteurer, sondern in einigen Fällen auch politische Gesandte, vor allem aus Europa. Das zu untersuchende Korpus spiegelt daher ein sehr breites Spektrum an Informationen wider. Aus ägyptologischer Perspektive sind vor allem die Beschreibungen der antiken Monumente und Siedlungen von hohem wissenschaftlichem Wert, da diese heute teilweise partiell oder vollständig zerstört sind. Für den großen Tempel von Achmim in Mittelägypten, den arabische Reisende als eines der größten Wunder Ägyptens beschreiben, stellen die Berichte beispielsweise die einzige Quelle dar.
Der Fokus auf die Berichte der Zeit vor dem 19. Jh. hat sowohl inhaltliche als auch praktische Gründe. Zum einen liegt die zu betrachtende Epoche vor dem Beginn des Massentourismus in Ägypten (1869), mit der die Anzahl der Reiseberichte exponentiell anstieg und daher unüberschaubar wird. Zum anderen bildet Napoleons Expedition unter dem Gesichtspunkt der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Ägypten den Wendepunkt, mit dem die systematische Erforschung des Landes begann.
Die Reiseberichte sollen digitalisiert und in eine Open-Access-Datenbank eingearbeitet werden. Ziel ist eine vollständige Indizierung der Texte samt Zeichnungen und Plänen. In erster Linie soll eine Datengrundlage für die Analyse der historischen Topographie Ägyptens geschaffen werden, doch können auch ethnographische Vergleiche in diversen Lebensbereichen mit Altägypten angestellt werden. Die hohe Diversität der behandelten Themen als auch das literarische Genre der Reiseberichte bietet zudem eine hohe Anschlussfähigkeit für unterschiedliche Fächer wie zum Beispiel die Germanistik oder die Medienwissenschaften.