Merian online. Die Topographien Matthaeus Merians in digitaler Ausführung
Die Topographia Germaniae erfreut sich bis heute weitreichender Beliebtheit. Besonders Matthaeus Merians Stadtansichten sind im kulturellen Gedächtnis fest verankert. Merian gelang es wie keinem anderen Künstler seiner Zeit Stadtansichten fantasievoll und doch mit dem Anspruch auf Wirklichkeitstreue zu gestalten. Das erklärte Ziel Merians war es, den historischen Zustand der Städte angesichts der fortwährenden Verwüstungen durch den Dreißigjährigen Krieg festzuhalten. Diese Bestrebung traf den Zeitgeist der Bevölkerung, welche sich nach den Ansichten der unzerstörten Reichsstädte sehnte. Aus selbigem Grund erfuhren die Kupferstiche mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein erneutes Interesse.
Die Topographie stellt nicht nur für die historische, sondern auch für die kultur‑, sprach- und literaturwissenschaftliche Forschung eine einzigartige Quelle dar. Besonders für die Wissensgeschichte ergeben sich aufgrund der breiten Quellenbasis der Topographie neue Forschungsmöglichkeiten hinsichtlich des Bewusstseins für Geschichte, des verfügbaren Wissens und des Quellenverständnisses in der Frühen Neuzeit.
Ziel des Projektes Merian online ist es, die Topographien Matthaeus Merians und Martin Zeillers, die der Universitätsbibliothek Trier als vollständige Sammlung von der Heinrich und Anny Nolte Stiftung als Dauerleihgabe anvertraut wurden, zu erschließen und der wissenschaftlichen Forschung und Lehre digital zur Verfügung zu stellen. Die Texte sollen hochwertig gescannt und mittels optischer Texterkennung digitalisiert werden, damit einzelne Orte, Personen und Ereignisse komfortabel recherchiert werden können. Benutzer:innen sollen den Text nicht nur anhand einer Volltextsuche, sondern auch mit Hilfe von GND-Schlagwörtern durchsuchen können. Besondere Schreibungen im Text können durch diese Standardisierung leichter gefunden werden. Zudem wird es möglich sein, Ortseinträge nach heutigen Rauminformationen zu ordnen, sodass für Benutzer:innen kein genaues historisches Vorwissen hinsichtlich der Reichskreiszugehörigkeiten im 17. Jahrhundert erforderlich ist. Die verzeichneten Orte sollen über eine Karte visuell zugänglich gemacht werden. Hierzu soll auch das historische Kartenmaterial der Topographie eingebunden werden. Neben dem Digitalisierungsprojekt wird derzeit – unterstützt von der Heinrich und Anny Nolte Stiftung – eine digitale Ausstellung zum Topographieband der Erzbistümer Mainz, Trier und Köln für die interessierte Öffentlichkeit erarbeitet. Die ist unter folgendem Link: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/merian/ erreichbar.